Pressestimmen

Gesund und glücklich dank Mozart und Damrau

Günzburg Studien haben es mehrfach bewiesen: Mozart ist gesund. Seine Musik lässt Frühchen schneller wachsen und hilft Erwachsenen, Stress abzubauen. Wenn Mozart dann noch von einem Weltstar verabreicht wird, unterstützt von einem ganzen Ärzte-Orchester, ist das wahre Medizin. Die Besucher des ausverkauften Günzburger Forums am Hofgarten dürften den Saal am Mittwochabend nach der Benefizgala zum 100-jährigen Bestehen des Bezirkskrankenhauses Günzburg also um einiges gesünder verlassen haben. Glücklich waren sie auf jeden Fall, Günzburgs Opern-Weltstar Diana Damrau erlebt zu haben.

Gut getan hat der Abend auch noch anderen Menschen: Prof. Thomas Becker, der Leitende Ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses, und Vorstandsvorsitzender Thomas Düll freuten sich nicht nur über den jahrelang im Voraus geplanten Auftritt ihres Stargasts, sondern auch über das Ergebnis des Abends. Düll: „Wir haben noch nicht alle Rechnungen beisammen, werden aber mindestens 15 000 Euro als Erlös des Konzerts erhalten.“ Damit, so Düll, will das Krankenhaus Kinder psychisch kranker Eltern unterstützen und entsprechende Angebote finanzieren.

Zum Dank für diese Großzügigkeit bekam das Günzburger Publikum von Diana Damrau etwas zu hören, das anderen zumindest vorerst verwehrt blieb: Aufgrund ihrer angespannten gesundheitlichen Situation, die auf einer langandauernden Viruserkrankung beruht, hatte die Starsopranistin ihr für Mitte Juli geplantes Debüt als Gräfin in Mozarts Le Nozze di Figaro bei der Baden-Baden Gala absagen müssen. Für Günzburg sang sie drei Arien aus dieser Oper, schwang sich in „Porgi amor, qualche ristoro“ in schönste Höhen auf, um die Untreue des Grafen zu beklagen. Mit unnachamlicher darstellerischer Kraft, die ihren herausragenden sängerischen Fähigkeiten in nichts nachsteht, klagt sie über verlorenes Glück („E Susanna non vien“ ) und wechselt zwischenzeitlich in den Part der Susanna bei „Giunse alfin il momento“. Mit noch größerer Verve ist sie Don Giovannis geliebte Donna Anna („Or sai chi l’onore“ und „Crudele, ah nò“, „Non mi dir, bell’ idol mio“). Dies wiederum eine Rolle, die sie schon verkörpert hat – an der Seite von Rolando Villazon, nachzuhören in einer bemerkenswerten Opern-Aufnahme der Deutschen Grammophon (2012). Aber um wie viel beeindruckender sind selbst diese kleinen Ausschnitte aus der „Oper aller Opern“, wenn sie von Diana Damrau live dargeboten werden, enthusiastisch, glänzend, gerade in den leisen Tönen zart schmelzend und glockenrein – ein wahrhaft gesunder Genuss, dieser Mozart!

Sichtlich genossen hat das Zusammenspiel mit dem Weltstar auch das Bayerische Ärzteorchester, ein Laienorchester zwar, gewiss, bestehend aus Medizinern vom Studenten bis zum Hochschullehrer, aber mit chirurgischer Präzision und heilfördernder Wärme aufspielend. Die Gesundheitsfachleute verabreichten Mozarts Pariser Sinfonie und als Abschlussdosis die Sinfonie Nr. 40 in g-Moll.

Auch der Opernstar gab sich diese Therapie – sehr zur Freude des Publikums nahm Diana Damrau im zweiten Konzertteil im Saal Platz. „Ich will auch mal ins Konzert gehen“, erklärte sie lachend. Nach dem anstrengenden Programm der vergangenen Wochen, die mit den beiden Auftritten in Günzburg diese Woche den Höhepunkt fanden, sicher die beste Medizin, auch für einen Musikstar.

Rebecca Jakob, Augsburger Allgemeine Zeitung 30.7.2015


Das Bayerische Ärzteorchester überzeugt mit einem perfekten Klangkörper

(…) Und, ja, tatsächlich hört man ein geflügeltes Pferd galoppieren und tanzen, dank der hohen Klasse des Solisten, des Nationaltheater-Schlagzeugers Claudio Estay González: Ein Rhythmusakrobat, der einen Fünf-Viertel-Takt lässig ins Hillersche Grundgerüst einstreichelt, ein diszipliniert-verspielter Schlagwerker, der mit seiner Basstrommel ein Donnern von einer Geschwindigkeit und Präzision unterlegte, die andere mit einem Doppelpedal nicht erreichen.

Mit González Nachweisen technischer Klasse im Mittelteil des Konzerts wäre man aber dem Geheimnis des Abends nicht auf die Schliche gekommen. Das lag nicht etwa in der Perfektion des Klankörpers mitunter hatte Steinberg am Pult ganz schön damit zu tun, seine auseinanderstrebenden Gruppen zusammenzuhalten –, es lag in seiner Ausstrahlung. Wie sehr Musik beseelt, das konnte man den Gesichtern der Musiker ansehen, hinter deren geschlossenen Augenlidern auch der Gedanke an die leeren Sitzreihen in der Stadthalle keinen Platz mehr hatte. Entweder, weil die Bayreuther um die Klangqualitäten ihrer Stadthalle wissen oder weil sie durch den Anblick des Schlagzeugs auf Abstand gehalten wurden, waren vor allem die ersten Reihen fast gänzlich unbesetzt geblieben. Das Ärzteorchester nahm es den Bayreuthern nicht krumm, es strahlte, es machte Freude. Und gab sogar eine Zugabe. Verdi, „La forza del destino“, dies umso schöner und bemerkenswerter, weil man Verdi zu seinem Jubiläumsjahr in Bayreuth ja sonst nur selten hören wird. Dilettieren hat als Wurzel das lateinische Wort für „erfreuen“. Man dachte, wie gesagt, so intensiv wie selten über seine Bedeutung nach.
Michael Weiser, Nordbayerischer Kurier 03.06.2013


Trommel-Feuer unter Medizinern

(…)Es sind moderne Klänge, mit denen Estay unter all den Medizinern (…) ein veritables Trommel-Feuer entfacht. (…) Den Musikern indes gewährt die Musik genügend Spielraum, den jazzigen Grundtenor des Werks zu entfalten; besonders Saxofon, Oboe und Solo-Violine “singen” ihr leicht melancholisches Lied, das sich bald im Tutti des Orchesters auflöst.

Zum Schweigen bringt diesen Ausbruch der Klänge erst Claudio Estays Schlagzeug, wenn es zu einem minutenlangen, sich in einen wahren Ausbruch steigernden Solo anhebt. Gemeinsam mit dem Orchester gipfelt das Spiel des Schlagzeugers in einem fulminanten Finale, das zurecht zahlreiche “Bravos” erntet. (…)

Deutsch-romantisch hatte das Konzert unter Leitung von Professor Dr. Reinhard Steinberg begonnen: mit Richard Wagners “Eine Faust-Ouvertüre” in d-Moll. (…) In dem Tongedicht des 26-Jährigen, das unverkennbar bereits Wagner ist, haben vor allem die ausgezeichneten Solisten im Orchester Gelegenheit, sich zu zeigen.

Eine Chance, die in Antonín Dvoráks Symphonie Nr. 9 e-Moll, opus 95, “Aus der neuen Welt” im ersten Satz auch der Solo-Flötist und im Largo die Solo-Streicher bei ihrem kleinen Quartett sowie der Solo-Oboist nutzen; wie überhaupt die Holzbläser ohne Fehl und Tadel agieren. Besonders das berühmte Largo gelingt dem auf hohem Niveau musizierenden Ärzteorchester wunderschön. Wenn man überhaupt Abstriche machen wollte, so die, dass es dem Orchesterklang im ersten Satz der Symphonie hin und wieder an Transparenz fehlt; und dass dem Dirigenten der Tutti-Klang gerne ein wenig zu brachial gerät. Das stört im majestätischen Finale indes niemanden.

Auch vom Orchester erhält das entzückte Publikum noch eine Dreingabe: Zu Ehren von Giuseppe Verdi, der im Oktober vor 200 Jahren geboren wurde, hört es die Ouvertüre zu “Die Macht des Schicksals”.

Kerstin Starke, Frankenpost 03.06.2013


Spannung vom ersten bis zum letzten Akkord

(…) das Orchester begann mit dem „Adagio for Strings“ von Samuel Barber. Sehr gefühlvoll spielten die Streicher unter der Leitung von Reinhard Steinberg das Molto Adagio, eine vorsichtige Hinführung zum Hauptwerk.

Dann nahmen auch die bisher noch im Hintergrund gebliebenen Bläser und Schlagzeuger ihre Stühle ein. Es war eine gewaltige Musik, die im hohen Kirchenschiff erklang. Bruckners Musik ist ja nicht gerade leichte Kost. Doch selbst laienhafte Zuhörer konnten sich ganz dem Hörgenuss hingeben. Die Leistung des Ensembles ist umso mehr zu würdigen, sind die Mitglieder doch alle Freizeitmusiker. Der Applaus wollte denn auch nicht enden, als der letzte Akkord verklang. Und wie selbstverständlich trugen die Musikerinnen und Musiker danach sogar selbst wieder ihre Stühle hinüber ins Pfarrheim. Das Bayerische Ärzteorchester hatte sich im Rahmen einer Probewoche auf Schloss Craheim für dieses Konzert vorbereitet. Es besteht seit 45 Jahren als großes romantisches Symphonieorchester, das noch immer vom Gründer Reinhard Steinberg geleitet wird. Er hat 1967/68 mit 22 Kommilitonen das erste Orchester Münchner Medizinstudenten ins Leben gerufen. Heute zählt das Ärzteorchester 200 aktive Mitglieder und gilt unter den zahlreichen Laienorchestern in Deutschland als eines der besten.

Mainpost 20.05.2012


Bayerische Ärzte geben drei Benefizkonzerte für UNICEF

Das Bayerische Ärzteorchester unter der Leitung von Professor Reinhard Steinberg gab an drei Abenden im Mai ein Benefizkonzert zu Gunsten von UNICEF. Auf dem Programm standen Samuel Barbers Adagio sowie die 8. Symphonie von Anton Bruckner. Die Aufführungen waren ein Riesenerfolg.

(…) UNICEF investiert die Spende in das Projekt „Wasser wirkt“, bei dem Gesundheit und Überleben der Kinder in Afrika und Asien durch sauberes Wasser im Fokus stehen.

Bescheiden steht Professor Reinhard Steinberg auf der Bühne, die ihm die halbe Welt bedeutet. Im Herkulessaal der Münchner Residenz applaudiert das Publikum dem Dirigenten und seinem Bayerischen Ärzteorchester für ein großartiges Konzerterlebnis. Im Parkett und auf den Rängen teilweise stehende Ovationen. Anerkennende Pfiffe, wie beim Fußballspiel. Viele im Publikum sind Medizinstudenten. Oder Ärzte – wie der Professor.

Denn das ist die andere Hälfte seiner Welt: Reinhard Steinberg ist Psychiater. Bereits als Student in München gründete er ein Orchester für die Kommilitonen, das spätere Bayerische Ärzteorchester. Vor rund 45 Jahren war das, als er sich nach dem Abitur auf dem Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen entschloss, doch nicht Kapellmeister zu werden, sondern Mediziner – wie seine Eltern. Es war keine leichte Entscheidung, aber für ihn und viele Patienten die richtige: Steinberg wurde Professor für Psychiatrie und war fast 25 Jahre Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Pfalzklinikums in Klingenmünster in der Südpfalz. Seit wenigen Monaten ist er im Ruhestand und lebt wieder in München.

Samuel Barbers Adagio und Anton Bruckners 8. Symphonie standen auf dem Programm. Bei Bruckner faszinierten besonders die Blechbläser: Ihr Höhepunkt war das Siegfried-Motiv von Richard Wagner, das sie dynamisch, vielfarbig, dabei wunderbar homogen zitierten. Allein für diesen Moment wurde viel geübt. Als es vorbei ist, langer Applaus, Bravo-Rufe, und natürlich Blumen von UNICEF für den Professor.

Mit diesem Abend hat sich Reinhard Steinberg seinen Anspruch weit mehr als nur erfüllt: „Nie langweilig sein“ und „Als Laie nicht rot werden zu müssen beim Aufführen so großer Werke“. Das Konzert ist der Höhepunkt und Abschluss einer kleinen Orchestertournee durch Bayern, die als Benefizkonzertreihe UNICEF gewidmet ist. Wenige Tage zuvor wurde das Programm in der Bayreuther Stadthalle und in der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena in Münnerstadt ebenso erfolgreich aufgeführt.

Eine solche Konzertreihe, die das Bayerische Ärzteorchester alljährlich absolviert, setzt viel Vorbereitung voraus. Die Orchestermitglieder sind mit ganz wenigen Ausnahmen Ärzte oder Medizinstudenten, also Laienmusiker. Alle spielen privat ein Instrument, sind Mitglieder anderer Orchester und Kammermusik-Ensembles und treffen sich einmal jährlich zu fünf intensiven Probentagen auf Schloss Craheim in Unterfranken. Gleich danach geht es los mit den Konzerten. Vor jedem Auftritt wird nochmals gesondert geprobt, so auch heuer in München: Am Nachmittag trafen die Laienmusiker aus allen Landesteilen Bayerns ein und bewiesen bereits bei der Ankunft, wie weit weg sie sich vom alten Bild der unnahbaren „Halbgötter in Weiß“ bewegen: Der eine kurvt im Konzertanzug locker auf einer alten Vespa zum Künstlereingang, den Geigenkasten auf den Rücken geschnallt. Die andere stemmt im bunten Sommerkleid und bester Laune ihre Harfe in den Herkulessaal. Während ein Senior gelassen seine kleine Violine an ihr vorbei balanciert. Gemeinsam musizieren ist eben auch ein Riesenspaß.

Mitarbeiterinnen von UNICEF München informierten vor Ort über die Aktion „Wasser wirkt“ und sammelten Spenden. Die größte Einnahme stammt aus dem Reinerlös des Kartenverkaufs, den das Ärzteorchester für UNICEF eingespielt hat. Doch auch wenn Reinhard Steinberg ein leidenschaftlicher Musiker ist, der gemeinsam mit anderen Musikern auf großen Konzertbühnen steht, bleibt er bescheiden. So verzichtet er auf jeglichen Rummel um seine Person, wünscht auch kein großes Aufhebens um den Einsatz für UNICEF. Denn für das Orchester ist soziales Engagement selbstverständlich. Und für den Professor erst recht. Auch das gehört zu seiner Welt.

Ursula Auginski, UNICEF München 21.05.2012


Interview mit Prof. Reinhard Steinberg über die Benefizkonzerte für UNICEF

Unicef: Professor Steinberg, Sie haben für UNICEF bereits eine kleine Tournee durch Bayern absolviert, gaben Konzerte in der Stadthalle Bayreuth und in der Stadtpfarrkirche St. Maria Magdalena in Münnerstadt. Heute Abend dirigieren Sie das Bayerische Ärzteorchester im Herkulessaal der Residenz. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?

Prof. Steinberg: Das Konzert in Bayreuth war für uns schon sehr ordentlich. In Münnerstadt haben wir in einer gotischen Kirche gespielt, da hat das Musizieren besonders viel Spaß gemacht. Und heute in München schauen wir mal, was passiert.

Unicef: Sie sind Psychiater und waren bis vor kurzem Ärztlicher Direktor des Pfalzklinikums in Klingenmünster. Wie schaffen Sie und Ihre Medizinkollegen es, eine solche Konzertreihe durchzuführen?

Prof. Steinberg: Auch Mediziner haben Urlaub. Auch Mediziner dürfen ein Hobby haben und ich spiele zum Beispiel nicht Golf und nicht Tennis, sondern ich spiele Cello. Das ist das, was ich gelernt habe und was mir Spaß macht. Aber man muss schon seine Zeit einteilen, das ist ganz klar. Man kann nicht alles machen.

Unicef: Wie schaffen Sie es, Ihrem hohen musikalischen Anspruch gerecht zu werden?

Prof. Steinberg: Wir haben viele Talente, aber jeder Einzelne muss das Jahr über schon aktiv an der Musik dran bleiben. Die meisten spielen in anderen Orchestern oder sehr guten Kammermusik-Ensembles. Wir wollen ja große Werke spielen, ohne rot zu werden. Ich selbst investiere rund zehn Stunden pro Woche in die Musik, spiele auch noch Klavier. Bei Konzertvorbereitungen wird das natürlich mehr.

Unicef: Warum spielen Sie dieses Jahr für UNICEF?

Prof. Steinberg: Also zum einen machen wir Musik für uns und die, die es hören wollen. Aber wir wollen auch was Vernünftiges damit verbinden. Dieses Jahr ist UNICEF an der Reihe. Und ich finde das, was auf dem Programm von UNICEF steht, sehr positiv und wir unterstützen das gerne.

Unicef: Inwiefern ist Ihre Arbeit ehrenamtlich?

Prof. Steinberg: Wir bezahlen alles selber. Reisen, Unterkunft, Essen. Nicht einer von uns bekommt auch nur einen müden Euro Gage. Ich selbst habe in 45 Jahren noch nie irgendwas genommen. Wir haben aber auch einen sozialen Aspekt in unserem Orchester: Wir unterstützen Medizinstudenten oder Ärzte, die nicht arbeiten können und die sich so eine Tournee nicht ohne weiteres leisten können. Da wird schon etwas Geld umgelegt. Wir spenden also auch für unsere eigene Unternehmung. Das Modell funktioniert jetzt schon seit 45 Jahren. Nur Solisten muss man bezahlen. Aber die haben wir dieses Jahr nicht dabei, so können wir auch mehr für UNICEF bereit stellen.

 Ursula Auginski, UNICEF München 21.05.2012


Sprechend und sinnlich, streng und intensiv. Die Messa da Requiem von Giuseppe Verdi

(…) Zunächst war es bewunderswert, auf welch hohem, allemal professionellem Niveau das BÄO in allen Registern musizierte – und wie klangvoll, homogen und gestochen scharf in der Textdeklamation der Deutsche Ärztechor. Da gab es in beiden Klanggruppen keine Defizite.

Steinberg konnte seine Vorstellungen von dem Stück unbedingt umsetzen und kam in der Tat allen Ausdruckscharakteren und Empfindungen der einzigartigen Partitur konsequent nach. Die klug gewählten Zeitmaße, der farbenreiche und überaus plastische Orchesterklang, die Breite der dynamischen Werte, vor allem aber die ausgefeilte Kunst der Übergänge und Tempoveränderungen waren Tugenden einer hochgradig sprechenden und zugleich die musikalischen Kräfte mit hoher Intensität ausprägenden Wiedergabe. Bei den Schreckensbildern des Weltgerichts schien geradezu die riesige Kirche zu beben, während die leisen Momente innigen Gebetes ganz zart im Raum widerhallten.

Von knalligen Operneffekten und äußerlichem Pathos war diese Aufführung denkbar weit entfernt, ganz gemäß dem Wesen von Verdis Musik, die ja auch altkirchlichen Stil aufgreift, streng und sinnlich gleichermaßen. Nicht geringen Anteil an der bewegenden Wirkung des Konzertes hatten die vier Solisten, junge Sängerinn und Sänger am Beginn ihre Karriere (…)

rg, Die Rheinpfalz 05.10.2011


Sibelius Finlandia, Berg Violinkonzert, Schumann “Rheinische”

Jean Sibelius hat mit „Finlandia“ ein stürmisch-fulminantes, kräftiges Werk mit großem Pathos geschaffen, das das Orchester klangbildgewaltig präsentierte. Danach folgte Alban Bergs Violinkonzert „Zum Andenken eines Engels“.

Hier hatte das BÄO mit Sinn Yang, Stipendatiatin der Mozart-Stiftung Dortmund, eine junge Solistin mit ins muskalische Boot genommen, die mit ihrem wunderbar einfühlsamen Spiel Publikum und Spieler gleichermaßen berührte. Obgleich das Werk den Virtuosen nicht unbedingt in den Mittelpunkt stellt, sondern mit dem transparent agierenden Orchester zu einem fast symphonischen Klangteppich verwebt, nutzte die in Würzburg geborene Geigerin ihren Moment und spielte sich wunderbar leichthändig, dann wieder energisch zupackend durch die Komposition.

Den zweiten Teil des Programms nahm die „Rheinische“ Symphonie Robert Schumanns ein, glänzend umgesetzt von diesem großartigen Orchester, das seit über 40 Jahren für Hochklassigkeit steht (…)

Mainpost 09.06.2010


Der Wille zum Leben

Es war ein beeindruckendes Konzert von zwingender Aura: der Auftritt des BÄO in der voll besetzten Landauer Stiftskirche.

(…) Diese existenziellen Dimensionen des Werkes (Schostakowitsch 10. Symphonie) kamen in Reinhard Steinbergs Wiedergabe mit dem BÄO unbedingt zum Ausdruck. Eminent eindrucksvoll war der grosse Atem der Aufführung, ihr weit ausgemessener Spannungsbogen und ihre Vielfalt und Genauigkeit in der Dynamik. Zudem machte die klangliche Fülle des Orchesters Staunen, das noch im Pianissimo mit Wärme spielte und in den massiven Entladungen des ganzen Orchesters, in den von Schostakowitsch mit geradezu physischer Gewalt entworfenen Schreckensbildern eine immense Kraft und Klangsubstanz entfaltete (…)

In klaren Linien und fliessendem Zeitmass und gerade deshalb mit bewegender Intensität führte Steinberg sein Orchester durch den gewaltigen Ausdrucksradius des 1.Satzes. Der zweite Satz, als Abbild des Diktators (Stalin) gedacht, erklang in seiner ganzen karikierenden Schärfe, während das folgende Allegretto sehr schön in seiner Schwebe zwischen Versonnenheit und Überschwang getroffen wurde. Im Finale … fand mit der magischen Beschwörung des Namen Dimitri Schostakowitsch in den Tönen D-Es-C-H diese überzeugende Aufführung ihr Ziel.

Passend eingestimmt auf das Erleben dieser Symphonie wurde das Publikum durch Teile des Epilogs aus dem Gedichtband „Requiem“ der Anna Andrejewna Achmatova, Freundin und Leidensgenossin des Komponisten, die der Schauspieler Gerhard Mohr eindringlich rezitierte (…)

Eröffnet wurde mit Tschaikowskys Phantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia“ (…) Schon hier faszinierte die Klangpracht des BÄO und die plastische Ausformung der Themen. Mit sehr viel Wärme und Emphase stattete Reinhard Steinberg die grosse Liebesmelodie aus.

Als impressionistisches Intermezzo folgte die „Erste Rhapsodie für Klarinette und Orchester“ von Claude Debussy mit der Solistin Andrea Steinberg. Die Klarinettistin spielte ebenso virtuos wie klangschön. Sie folgte mit innerlich belebter Dynamik den arabesken Verschlingungen ihres Parts und brachte dessen viele Farbnuancen in schillerneder Weise zum Ausdruck. Sicher und einfühlsam begleitete sie das BÄO unter Reinhard Steinberg (…)

eedr, Die Rheinpfalz 19.02.2009


Konzert mit besonderem Esprit – Das BÄO wird 40!

(…) Seit 40 Jahren ist das Bayerische Ärzteorchester ein Garant für hochwertige sinfonische Musik (…)

Dies konnte man auch beim diejährigen Konzert im Großen Saal des Regentenbaues spüren. Reinhard Steinberg, ein dynamischer und engagierter Dirigent, hatte mit seinen ausgewählten 107 Musikern drei Werke der Klassik erarbeitet (…)

Den krönenden Abschluss fand das Konzert mit der Symphonie Nr.10 von Dimitrij Schostakowitsch (…) Das BÄO zeigte hier sinfonische Musik auf höchstem Niveau und begeisterte seine Zuhörer (…) Peter Klopf

Süddeutsche Zeitung Juni 1976
Mozart in den Händen der Ärzte – das Singspiel „Zaide“ im Münchener Cuvilliés-Theater

(…) Hören lassen konnten sich die „Dilettanten“: Das Orchester aus Mediziner, der famose erste Oboist, der schier professionell abgestufte Geigenklang und der erstmals an einem Opernpult stehende Dirigent Dr. med. Reinhard Steinberg.

Er scheint aus purer Selbstverleugnung und Menschenfreundlichkeit Physiologe geworden zu sein: Nämlich um sein dirigentisch weniger begabten Generationsgefährten nicht die internationalen Pultkarrieren zu verderben. Nachdrücklich setzte er seine straffen Tempi durch, fing Unstimmigkeiten geistesgegenwärtig auf und wusste überhaupt, worauf es bei Mozart wie beim Theater ankommt. Er und sein Orchester zogen mit gutem Grund den lautesten Applaus auf sich (…) Das Orchester aus Amateuren klang professionell (…)

Karl Schumann, Saale Zeitung 27.05.2008